100 Prozent Erneuerbare Energien sind technisch machbar. Um die Energiewende erfolgreich zu gestalten, müssen die Erneuerbaren Energien konsequent ausgebaut werden. Ein moderater Netzausbau ist darüber hinaus notwendig, um den produzierten Strom räumlich verteilen zu können. Je mehr Erneuerbare Energien im Strommix vorhanden sind, desto mehr ist auch eine Verschiebung des zeitlich verschiebbaren Stromverbrauchs notwendig, um beispielsweise kurzzeitige Tagesschwankungen und langfristige Windflauten auszugleichen. Speicher können diese Aufgabe übernehmen. In Zeitspannen, in denen wenig Strom nachgefragt, aber viel produziert wird, wird Strom eingespeichert, der dann genutzt werden kann, wenn die Nachfrage die Produktion übersteigt. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss weder auf den Ausbau von Netzen, noch auf den der Speicher warten. Es ist jedoch wichtig, dass jetzt Speichertechnologien weiterentwickelt und für die breite Anwendung vorbereitet werden, damit sie in einigen Jahren kostengünstig und technisch ausgereift zur Verfügung stehen.
Im Rahmen der Veranstaltung „Speicher aus NRW für die Energiewende“ beschäftigten sich die 200 Zuhörenden intensiv mit den verschiedenen Speichertechnologien. NRW deckt mit seinen vielfältigen Forschungseinrichtungen und Unternehmen die gesamte Bandbreite der Speichertechnologien ab. Dieses breite Spektrum wurde am Rande der Veranstaltung im Rahmen einer Ausstellung von mehr als 20 Ausstellern mit zahlreichen Postern und Modellen dargestellt: Von der „Virtuellen Batterie“, über Lithium-Ionen-Forschung, Pumpspeicher, Wärmespeicher, Power-to-Gas bis hin zu Schwungradspeichern.
Abgerundet wurde das Angebot von einem Reader. Darin enthalten sind 27 Gastbeiträge, die Projekte aus NRW vorstellen, eine politische Einordnung sowie einer Erklärung der Speichertechnologien.
„Speichertechnologien für die Energiewende“ stellte Prof. Dr.-Ing. habil. Quaschning in einer Einführung vor. Ein schneller Ausbau der Erneuerbaren Energien sei möglich und sollte nicht ausgebremst werden. Wir hätten alle notwendigen Technologien, um den Ausbau weiter voranzutreiben und das System umzugestalten. Er kritisierte die Bundesregierung, die mit ihrer Politik dies verhindere und somit den Umbau des Energiesystems bewusst blockiere.
Im Themenkomplex „Dezentrale Speicher für die Energiewende“ führten Prof. Dr.-Ing. habil. Quaschning und Dr. Hörpel, Direktor des Münsteraner Batterieforschungszentrums MEET, mit ihren Vorträgen „Dezentrale Solarstromspeicher für die Energiewende“ und „Batterieforschung in NRW“ ein.
Prof. Quaschning strich hervor, dass der Photovoltaikausbau nicht gebremst, sondern weiter verstärkt werden solle. Denn im Zusammenhang mit Speichern gäbe es dann vielfältige Einsatzmöglichkeiten, z.B. könnten durch eine Photovoltaikanlage ein Wärmespeicher oder auch ein Elektroauto bedient werden. Dr. Hörpel stellte im Anschluss daran die Bedeutung der Lithium-Ionen-Batterien in den Vordergrund. Die Forschung befindet sich in diesem Bereich in Nordrhein-Westfalen u.a. auch durch den Zusammenschluss verschiedener Forschungseinrichtungen mit unterschiedlichen Expertisen auf einem sehr hohen Niveau.
Um „Große Speicher- und Systemlösungen“ ging es im zweiten Themenkomplex. Prof. Dr.-Ing. Johanna Myrzik führte zu „Speichern als Bestandteil zukünftiger Energieversorgungssystemen“ die Wichtigkeit von Speichern auf der Verteilnetzebene aus. Sind doch auf dieser Netzebene besonders viele Erneuerbare Energie-Anlagen angeschlossen. Durch den gleichzeitigen Einsatz von Speichern auf dieser Ebene könnten Netzausbaubedarfe reduziert und Energie sinnvoll eingesetzt werden. Darüber hinaus hat Nordrhein-Westfalen mit seinen Ballungszentren eine gute Voraussetzung für das Projekt „Stadt als Speicher“, bei der verschiedene Flexibilisierungspotenziale, von Lastmanagement bis zu privaten Photovoltaik-Batterien, virtuell zusammengeschlossen werden, um so wie ein Speicher zu fungieren.
Prof. Dr.-Ing. Sterner stellt in seinem Vortrag „Potenziale und Herausforderungen der Power-To-Gas-Technologie“ heraus. Power-To-Gas bietet als Langzeitspeicher sinnvolle Einsatzmöglichkeiten und ermöglicht die Verzahnung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität.
Dr. Henßen stellte die Initiativen von ThyssenKrupp im Bereich der Redox-Flow-Batterien und Wasserelektrolyse vor. Damit zeigte er, dass die Industrie in Nordrhein-Westfalen sehr aktiv im Bereich Speicher ist und nach eigenen Anwendungsmöglichkeiten forscht.
Staatssekretär Peter Knitsch aus dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV) des Landes NRW stellte die Programme zur Unterstützung von Speicherprojekte vor. Besonders die Struktur NRWs mit seinen Ballungszentren, Forschungseinrichtungen, aber auch seiner Industrie und Expertise im Energiebereich würden es zu einem Land machen, das ein optimaler Standort für weitere Entwicklungen im Speicherbereich sei. So gäbe es bereits heute eine Vielzahl von guten Projekten und Forschungseinrichtungen in diesem Bereich.
In der Abschlussdiskussion diskutierten Oliver Krischer MdB, Prof. Dr. Sauer, Prof. Dr.-Ing. Myrzik, Prof. Dr.-Ing Sterner, Staatssekretär Knitsch und ich darüber, welche Rahmenbedingungen von politischer Seite notwendig seien, um den Ausbau von Speichertechnologien voranzubringen.
Die Diskutant*innen forderten einhellig, dass auf Bundesebene die Frage der Speicher endlich mehr Berücksichtigung finden muss. Zentral dabei wäre die Einführung von flexiblen Stromtarifen. Wenn Strom dann billig ist, wenn viel Erneuerbarer Strom produziert wird, und dann mehr kostet, wenn wenig Strom aus Erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, hätte das einen enormen Entwicklungsschub für die eng miteinander verwobenen Bereiche Lastmanagement und Speicher zur Folge. Denn ohne den Einsatz von Speichern und deren Ausbau ist die Energiewende nicht machbar und NRW hat dafür die besten Voraussetzungen, die wir mit gemeinsamen Anstrengungen unterstützen sollten.
Ausführliche Informationen über Speicher und Projekte in NRW gibt es im Reader zur Veranstaltung Speicher aus NRW für die Energiewende
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